Passend zum gesamtdeutschen "Tag der blühenden Landschaften" mal Aufnahmen von einer Gesellschaft, die wie eine Primel einging..
Ich habe diesen Beitrag zwar schon auf dem netten, kleinen CGN-Info Forum vor einiger Zeit eingestellt , aber genießt die Bilder einfach!
Da auch in der DDR eine Deutsche Lufthansa bestand, kam es natürlich zu Streitigkeiten, wer denn den Warennamen
zu Recht führen durfte. Nach einigem Hick-Hack obsiegte schließlich die Lufthansa (West). Demzufolge wurde in der
damaligen "SBZ" am 1.8.1963 die Interflug (Gesellschaft für internationalen Flugverkehr) gegründet, die etwas später die Iljushin IL-14
und IL-18 der Ost-Lufthansa übernahm.Geflogen wurde in Mischbemalung, LH Farben und Interflug Aufschrift (war vor meiner
Zeit, da durfte man in Schönefeld nichts machen). Später wurde eine -natürlich in freundlichem Rot gehaltene- eigene
Bemalung eingeführt. Anfangs wurden sogar Inlanddienste unterhalten nach Dresden, Erfurt und der Saisonverkehr nach
Barth an der Ostsee. Die umliegenden sozialistischen Bruderstaaten (nicht Freundesstaaten, da man sich Freunde
aussuchen kann, Verwandte aber nicht) wurden mit AN-24 bedient, Moskau natürlich mit IL-62.
Aber kommen wir zum Bildteil:
Mein erster Besuch in Schönefeld fand im April 1975 statt. Damals erlaubte das Visum zur Einreise den Aufenthalt im gesamten
Staatsgebiet der DDR, davor galt es nur für einen bestimmten Bezirk. Schönefeld liegt übrigens nur zu einem geringen
Teil in Ostberlin (Anflug), weswegen die westberliner Kollegen regelmäßig Ärger auf der Terrasse bekamen..
Aber ich schweife ab. Hier eine Antonov AN-24, geparkt vor dem Hotel der Republik im Hintergrund.
Eine andere AN-24, wie sie vom alten Barackenterminal zur Startbahn rollt. Meistens hatte man mit Gegenlicht zu kämpfen,
auch die schöne Terasse auf dem kurze Zeit später eröffneten neuen Terminal bot einen Blick nach Süden. Die AN-24
wurden später an die Vietnam Airlines verkauft.
Hier die einzige Iljushin IL-14, die ich erwischte. Sie trug orange-rot, da sie als Navaidsinspection-Flieger benutzt wurde,
nachdem sie außer Dienst gestellt wurde. Leider ziemlich weit weg abgestellt.
Etwa ein Drittel der Flotte war aktiv, ein Dritten stand vor den im Südteil gelegenen Hallen herum und der Rest war in Marxwalde,
dem heutigen Neuhardenberg, wo das MfS sein Quartier hatte und die Regierungsstaffel untergebracht war. Hier wird eine
Iljushin IL-18 nachmittags vorbeigezogen.
Vor dem Regierungsgebäude waren häufig Flieger abgestellt, hier die DM-STP, die später grau umbemalt wurde und
die Nachfolge der IL-14 DM-SAL antrat.
Eine TU-134 mit Radarnase auf dem Weg zum Abstellplatz. Die ersten TU-134 hatten ein Glashaus als Nase. Hinten sieht
man die Hangars.
Später, als die Terasse auf dem Terminal eröffnet wurde, bot sich diese Aussicht, im Hintergrund die Verwaltung
und Schulung.
Dieser Kodachrome II war farblich damals wirklich unschlagbar! Warmes Abendlicht auf einer Glasnasen TU-134, man beachte
das "highly sophisticated ground-equipment"
ORWO-Chrome Film aus der DDR, es war immer spannend, welchen Farbstich er diesmal hatte. Hier eine Iljushin IL-62
Da hat mein 135mm Objektiv genau gepasst! Nichts war mit Zoom, Autofocus und Autobelichtung damals...
Nochmal, weil es so schön ist!
Staatsbesuch aus der VDRJ! Ich musste bei einem TRAPO (=Transportpolizist)
nachfragen, jawoll, ein Besuch aus der
Volksdemokratischen Republik Jemen, jawoll, Sie dürfen Fotos machen! Danke!! Jede Menge Jubelelemente, nachher
hatten wir schon Winkelemente (=rote und DDR-Fähnchen) in unseren Rucksack gesteckt gekriegt.
Freitag ab eins macht jeder seins! Dieser beliebte Ostspruch scheint auch für die Interflug Gültigkeit gehabt zu haben.
Nettes inaktives Line-up.
Und nochmal ein Blick von der Terasse, am meisten habe ich mich über die von UTA geleaste DC-8-62 der LAM gefreut.
Die LAM stellte den wöchentlichen Kurs dann auf DC-10 um, IF beflog die Strecke nur alle 14 Tage Abflug
Donnerstags, 20.15 Uhr, wenn man dem ABC World Airways Guide vom Juni 1986 glauben darf.
Nochmal eine graunasen TU-134
Der Dienst nach Havanna wurde mangels Reichweite der IL-62 mit Tankstopp in Kanada bedient. Demzufolge war das Stück
Gander-Havanna oft nicht mehr so gut ausgelastet wie das Teilstück Berlin-Gander. Die DDR musste für jeden Bürger,
der es vorzog in Kanada zu bleiben, ein schönes Sümmchen an die kanadische Regierung entrichten. Durch tatkräftigen
Einsatz eines unerreicht erfolgreichen bayerischen Ministerpräsidenten, der auch bei Airbus tätig war, konnte die
Interflug trotz COCOM-Liste drei A-310 erwerben. In den Achtzigern war das Landeskennzeichen von DM (klang doch gut, oder?)
auf DDR geändert worden. So erhielten die A-310 die Kennzeichen DDR-ABA bis -ABC. Hier wurde wohl an die Tradition
angeknüpft, denn die ersten IL-14 der Ost-Lufthansa trugen genau diese Kennzeichen (so ab Juli 1955). Warum
damals von DDR- auf DM- umgeändert wurde, weiß ich nicht, es kann aber sein, dass 3 Stellen als Länderkennzeichen
damals nicht möglich war.(außer CCCP- natürlich)
Hier der dritte A-310 in Frankfurt. Nach der Wende war ja Kuba, Maputo, Lagos, Brazzaville,Hanoi und so auch keine
besonders angesagte Gegend mehr , jetzt lockte der Westen. Die A-310 wurden deshald an Condor vermietet und flogen
auf Urlaubsflügen hauptsächlich ab FRA in die kapitalistisch-dekadenten Reiseziele...
Wehe wehe, wenn ich auf das Ende sehe... Lange hielt sich die IF nicht, sie wurde abgewickelt wie so Vieles aus der
"Ehemaligen". Vielleicht hätte sie nicht bestehen können, auch das Vorhaben "Intercondor" wurde aus verschiedenen (??)
Gründen nicht realisiert, vielleicht hätte sie überlebt. Die Busse gingen an die Flugbereitschaft, die TU-134 und die IL-62
an die GUS und zurück bleibt ein fader Geschmack.
Der übliche Buchtipp: K.D. Seifert, Weg und Absturz der Interflug, Brandenburgisches Verlagshaus. Gut und interessant.
Dann gibt es noch mehrere großformatige Bände über die Luftfahrt in der DDR. Sind auch zu empfehlen.
ABER:
Dann gibt es noch ein Machwerk über die IF, Kleinformat. Meine Herztropfen!
Da lauert ja der Klassenfeind noch hinter jedem Berg,
und die Bonner Revanchisten, Revisionisten und Ultras sind immer noch aktiv! Titel hab ich vergessen, bin auch zu faul,
dass OPUS im Regal zu suchen...
Soweit die Erleuchtungen über die andere Seite der Mauer. Schönefeld trug seinen Namen zu Recht, und geärgert
haben mich die Staatsorgane beim Fotographieren eigentlich auch nie!!
Bis demnächst, jetzt hol ich mir ein Radeberger aus dem Kühlschrank und stoße auf die Interflug an und bin ein bisschen traurig....
(nein, ich habe den Oskar trotzdem nicht gewählt!).
Diddi