Hallo zusammen,
da ja immer wieder mal Fragen zu den richtigen Einstellungen der Kameras kommen, habe ich hier ein von mir verfasstes Tutorial zur (Flugzeug-)Fotografie. Sollten noch Fragen bestehen, stehe ich gerne zur Verfügung :-)
Kameraeinstellungen:Ersteinmal spreche ich die Grundfunktionen und Einstellungen der Kameras an. Danach gebe ich Tipps und eigene Erfahrungen weiter.
Die heutigen digitalen Kameras bieten die Möglichkeit die Lichtempfindlichkeit des Sensor`s(ISO oder auch ASA genannt) auszuwählen. Somit hat jeder Fotograf ein sehr nützliches Werkzeug in der Hand, das man aber auch einzusetzen wissen sollte!
Bei schönem Wetter ist die niedrigste ISO Zahl angesagt: ISO 100(Nikon "200) oder ISO 50 (bei manchen Kameras). Größere ISO Werte kommen bei schlechteren Lichtverhältnissen zu tragen. Dazu später mehr. Der niedrigste ISO Wert ist zu empfehlen, da es bei dieser Einstellung am wenigsten Artefakte durch „rauschen“ gibt. Als „rauschen“ bezeichnet man die Störung des Bildes durch Pixel, die in Farbe und Helligkeit vom eigentlichen Bild abweichen. Hier ist dieses Ereignis deutlich, vergrößert, zu sehen:
[You must be registered and logged in to see this link.]Jede Kamera verfügt über eine Belichtungskorrektur. Damit lässt sich dunkles Wetter "ausgleichen", indem man die Helligkeit um +1/3`tel (gegebenenfalls mehr) anhebt. Greller Sonnenschein lässt sich mit einer Senkung um -1/3`tel (gegebenenfalls mehr) ausgleichen und man beugt somit der Überbelichtung vor. Mit diesen Werten sollte man experimentieren um den, für sich und das Wetter passenden Wert, zu finden.
Weiterhin lassen sich bei den Kameras die so genannten „Blenden“ vorgeben. Jedes Objektiv an einer Kamera hat einen solchen Blendenwert. Je niedriger dieser ist, desto lichtstärker ist ein Objektiv(desto mehr Licht kommt beim Sensor an). Somit ist ein Objektiv mit einer Blende kleiner f.2,8 (f.1,8/f.1,4,...) lichtstark. Der Vorteil lichtstarker Optiken ist, dass der Fotograf bei dunkleren Lichtverhältnissen(auch „available light“= verfügbares Licht genannt) immernoch Bilder machen kann, wo andere schon aufgeben mussten und vorallem erlaubt eine kleine Blende das Spiel mit der s.g. Tiefenschärfe(einfach mal googlen!). Nachteil der Optiken mit großen Blenden ist, dass sie 1. schwerer und 2. teurer als die lichtschwächeren Optiken sind, dafür bieten sie aber meißt die bessere Fertigungsqualität und vorallem eine bessere Bildqualität.
Deshalb verwenden wir meist Optiken im Bereich f.4,0-f.5,6. Diese Objektive sind im Normalbereich der Lichtstärke und somit für 90% der Anwendungen geeignet.( Die restlichen 10% entfallen auf extrem dunkle Lichtverhältnisse und spezielle Anwendungen). Diese Optiken sind auch günstiger als die Objektive mit Blenden größer f.2,8.
Was viele verwirrt: Große Blende=kleine Zahl; kleine Blende=große Zahl!
Diese Objektive sollten allesamt „abgeblendet“ werden, damit sie ihre volle Schärfe erreichen. Man geht beim „abblenden“ immer von der größten Blendenzahl aus. Das heißt, das man ein Objektiv, was als Blende f.4,5-f.5,6 hat(dies trifft auf das Canon 100-400 L IS USM zu), auf Blende f.7,1-f.8,0 abblenden sollte, damit es die volle Schärfe entfaltet.
Man blendet immer, wenn möglich, um 2 volle Blenden ab. Also von f.5,6 auf mindestens f.7,1. Auf Blende f.8,0 abzublenden ist nicht nötig, schadet aber auch nicht, da die allermeisten Objektive ihren schärfsten „Punkt“ bei Blende „acht“ erreichen.
Damit jeder weiß auf welche Blende sein Objektiv abgeblendet werden sollte, habe ich hier mal eine gebräuchliche Blendenreihe eingefügt:
f/
1,0
1,1
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
2,5
2,8
3,2
3,6
4
4,5
5,0
5,6
6,3
7,1
8
9
10
11
13
14
16
18
20
Und als letztes komme ich auf die Belichtungszeit zu sprechen. Die Belichtungszeit ist die Zeitspanne, in der der Sensor zur Aufzeichnung des Bildes, dem Licht ausgesetzt wird.
Für unser Hobby ist im Regelfall eine schnelle Belichtungszeit ausschlaggebend, damit das Flugzeug scharf abgebildet werden kann und nicht verwischt. Schnelle Belichtungszeiten (für unser Hobby) sind beispielsweise: 1/400stel, 1/500stel, 1/640stel, usw und langsame: 1/200stel, 1/160stel, 1/125stel, usw.
Es ist sehr wichtig das diese Belichtungszeit nicht unter einen bestimmten Wert fällt(etwas weiter unten angesprochen), damit die Bilder scharf werden.
An dieser Stelle möchte ich noch die Funktionen der Autofokuseinstellung ansprechen:
Bei DSLR`s lassen sich verschiedene "AF-Modes" auswählen. Diese sorgen dafür,dass die Kamera beim antippen des Auslösers scharf stellt und der Fokuspunkt beibehalten wird("One-Shot"), dann gibt es den sogannten "AI-Servo" Mode,der dafür sorgt, dass kontinuierlich auf das anvisierte Objekt scharfgestellt wird. Diese AF Einstellung ist die, die am wichtigsten für unser Hobby ist, denn nur in diesem Modus wird das Flugzeug über den gesamten Zeitraum scharfgestellt(Die Bezeichnungen "One Shot" und "AI Servo" beziehen sich auf Canonkameras).
Es gibt bei den digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR abgekürzt) die Funktion der „Halbautomatik“. Das soll heißen, das ein Wert vom Fotografen vorgegeben wird und der andere Wert von der Kamera ermittelt wird.
Dies ist für uns Spotter sehr nützlich!
Ich verwende mit meiner Canon im Normalfall (schönes Wetter und Jets als Motiv) immer den Av-Modus (Bei Nikon „A“). In diesem Modus bestimme ich die Blende (wie schon angesprochen: Wenn möglich Blende f.8/0) und die Kamera wählt die passende Belichtungszeit dazu.
Auf diese Belichtungszeit ist zu achten, immer! Wieso? Ganz einfach: Fällt dieser Wert im Extremfall unter 1/200 und man fotografiert mit 400mm ohne einen Bildstabilisator wird es ganz schnell sehr schwierig ein verwacklungsfreies, scharfes Bild zu schießen. Das trifft vor allem für noch ungeübte Fotografen zu(die noch nicht wirklich exakt mitziehen und/oder während der Aufnahme zu sehr wackeln), die diesen Wert zu leicht unterschätzen und sich somit zu Hause über die maßenhaft unscharfen Bilder wundern.
Deshalb: Die Belichtungszeit sollte immer mindestens dem Kehrwert der maximalen Brennweite des Objektives entsprechen!
400mm maximale Brennweite=mindestens 1/400stel.
300mm maximale Brennweite=mindestes 1/320stel (1/300stel gibt es nicht).
Jeder der scharfe Bilder von Flugzeuge machen möchte sollte auf diese Belichtungszeiten achten!
Für Nachtaufnahmen (im generellen) empfehle ich Blende f.8,0 („bei Nacht nimm Blende acht!“) und die niedrigst mögliche ISO Zahl. Desweiteren ist ein Stativ vornöten, damit die Kamera während der Aufnahme nicht wackelt, denn das würde zu einem unscharfen Bild führen! Bei Benutzung des Statives ist auf einen sicheren Stand zu achten.
Wenn darauf geachtet wird, darf man sich auf scharfe Bilder freuen!
Es gibt bei den DSLR`s auch die Funktion sich die Belichtungszeit auszuwählen. Dann bestimmt die Kamera die Blende. Dieser Modus nennt sich bei Canon "Tv" und bei Nikon „S“.
Ich habe am Flughafen desöfteren Spotter gesehen, die diesen Modus den ganzen Tag über benutzt haben. Das ist meiner Meinung nach ein Fehler und ein unlogischer noch dazu, denn wenn man das Thema „Blende“ verstanden hat, weiß man, dass die Blende sehr wichtig (die Belichtungszeit natürlich auch!) ist um scharfe Bilder zu erhalten. Wieso sollte man sich denn dann diesen wichtigen Wert von der Kamera vorgeben lassen?!....und sich hinterher über unscharfe Aufnahmen ärgern?
Ich gehe am Flughafen wie folgend vor: Wenn ich ein propellergetriebenes Flugzeug fotografieren möchte, stelle ich meine Kamera auf Tv und dort eine 1/80stel-1/160stel ein. Dadurch ergibt sich der schöne Wischeffekt der Propeller. Bei 1/400stel würden die Propeller wie „eingefroren“ wirken, was dem Bild die Dynamik nimmt. Dies ist allerdings geschmackssache!
Dann gibt es noch die immer beliebter werdende Technik des „pannings“. Dabei wird ein Flugzeug, was sich im Idealfall, parallel zu einem bewegt scharf abgebildet, aber der Hintergrund „verwischt“(so wie die eben angesprochenen Propeller).
Hier eine kleine Anleitung für Mitzieher:
Einen sicheren Stand gewährleisten(wer wackelt kann keinen scharfen Mitzieher erzeugen),Kamera ruhig halten und nur(!!!) horizontal bewegen, nie vertikal(es sei denn man geht einen Schritt weiter und fotografiert ein aufsetzendes oder startendes Flugzeug, dass sich ja diagonal durch den Raum bewegt).
Um den „Wischeffekt“ zu erreichen muss man, wie bei Propellerflugzeugen, eine längere Belichtungszeit als normal wählen. Ich empfehle für den Anfang 1/80stel. Wer kann und möchte kann es auch darunter mit einer 1/60stel oder sogar 1/40stel versuchen. Dies ist aber nur nach viel Übung zu empfehlen(ich habe für 1/40stel mehrere Jahre Übung gebraucht und selbst jetzt geht öfter mal was „daneben“).
Üben, üben, üben! Mitziehen setzt Geduld und Geschicklichkeit vorraus, die man erlernen muss.
Zum Schluss noch ein paar Informationen für das fotografieren am Frankfurter Flughafen:
Morgens hat man an der 18 West Gegenlicht(für startende Maschinen auf der 18), sodass ein Standpunkt an der A5 günstiger ist.
Ab 13-14 Uhr kann man sich an die 18 West begeben. Zu diesem Zeitpunkt ist die Sonne um fast 180° gewandert, sodass man die Sonne im Rücken hat.
Abends ist bei 07 Betrieb ein Standpunkt zwischen den beiden Bahnen(07R,07L) auf dem Parkplatz(nun nur noch eingeschränkt möglich dank neuer Radarstation) oder aber auf der Plattform der 18 West zu empfehlen. Bei 05 Betrieb kann man den Radweg an der A5 bis runter in die Kurve zum Terminal 2 laufen um dort das Licht im Rücken zu haben. Oder man fährt mit dem Auto Richtung Terminal 2, dann weiter Richtung BAB Würzburg und kurz bevor die Strasse nach oben verläuft geht es rechts eine kleine Strasse rein(TOR 2). Diese fährt man bis zum Ende(ein Wendehammer) entlang. Dort kann man sich auch positionieren ohne viel zu laufen, man muss allerdings mit der Airport Security rechnen, da dies kein "normaler" Spotterplatz ist(wurde dort schon ein paar mal nach meinem Perso gefragt, allerdings gab es keine Probleme wenn ich meinen Fraportausweis dabei hatte).
Ich hoffe euch damit geholfen zu haben und vielleicht habe ich es auch geschafft das manche Spotter nichtmehr mit der Automatik fotografieren. Denn damit verschenken sie das Potenzial der teuer gekauften DSLR!
Als allerletztes noch einer meiner Lieblingssprüche der Fotografie, in dem viel Wahres steckt:
Amateurs worry about equipment.
Professionals worry about money.
Masters worry about light.